...unnuf!

Zugegeben, es hat ziemlich lange gedauert, bis mich unser Karl soweit hatte, Lanzerote als Ziel für einen Fliegerausflug auszuwählen. Aber sein anhaltendes Schwärmen und meine immer wieder durchgeführten Internetrecherchen haben schließlich doch gefruchtet.

Von den ursprünglich 7gebuchten Mitreisenden, mussten zwei wegen Krankheit (an dieser Stelle gute Besserung an Willi) kurzfristig absagen, so dass wir uns letztlich zu 6. (inklusive einem Nichtflieger) Mitte März auf den Weg machten. Mit von der Partie waren: Karl, Klaus, Wolfgang, Bernd, Richard (mein radfahrender Geschäftskollege, der kurzfristig für Willi eingesprungen ist) und ich. Pauschal gings von Karlsruhe früh morgens los, so dass wir schon um 9Uhr in Arrecife ankamen. Da Schnallenbernd leider darauf bestanden hat, zuerst zum Hotel zu fahren und dies gar nicht so einfach zu finden war, gings zu 6. in einem Auto erst gegen 12Uhr Richtung Teguise bzw. dem Fluggebiet Famara.

Als wir dann schon von weitem den ersten Gleitschirm in der Luft sahen wurde es ein klein wenig hektisch; also zuerst Richard auf dem berühmten Kunsthandwerkermarkt n Teguise abgesetzt, dann den Startplatz gesucht und gefunden. Allerdings standen hier nur Drachen zum starten bereit; die Gleitschirme starteten windbedingt von der Landewiese aus. Die war aber auch bald gefunden und schon waren wir das erste mal auf Lanzerote „airborne“. Eine sicherlich 15km lange Kante lockte daran entlang zu fliegen. Angeblich konnte vom Mirador am Ende der Hangkante sogar auf die Nachbarinsel La Graciosa geflogen werden. Dieser Tag sollte, zumindest für uns, nicht der richtige Tag dafür sein. Es wurde immer windiger dazwischen donnerten heftige Thermikblasen von der vor uns liegenden Wüste heran, so dass wir das Fliegen unterbrachen und lieber zu Richard auf den Künstlermarkt gingen. Der war allerdings schon ziemlich am auslaufen, so dass uns nichts anderes übrig blieb als in eine Bodega zu gehen und Paella zu essen. Aber auch danach hatte die Windstärke nicht abgenommen (am Landplatz lag der Mittelwert um die 28km/h) also unternahmen wir, wieder komplett zu 6., eine kleine Inselerkundungsfahrt. Unterwegs  wurde immer mal wieder an möglichen Startplätzen die Windstärken gemessen. 60km/h zeigten uns, dass wir damit richtig lagen, mit dem Auto unterwegs zu sein- bis ich einen Gleitschirm am Horizont entdeckte. Da keiner außer mir ihn gesehen hatte ging ich ebenfalls davon aus, mich getäuscht zu haben. Trotzdem fuhren wir aber wieder Richtung unseres Flugberges Famara. Der Wind war immer noch sehr sehr stark- zu stark um zu fliegen. Aber als uns ein in sein Auto steigender Flieger erzählte, er sei heute bis an den Mirador geflogen; die Thermik sei zwar anfangs stark gewesen, sobald man aber am Meer fliegt, nicht mehr vorhanden und die Windstärke wäre absolut fliegbar gewesen, kamen wir erste Zweifel, ob wir den Tag tatsächlich richtig genutzt hatten..

Was solls; es war der erste (Anreise)tag und wir hatten immerhin schon einen Flug und der morgige Tag sollte eher besser werden. Also zurück zum Hotel in Puerto del Carmen und erst mal was essen und trinken.

 

Heute, Montag,  bekam Richard sein Rad und für uns war wieder Famara angesagt. Um 10 Uhr standen wir am Start- bzw. Landeplatz. Das Wetter sah super aus und es ging auch gleich los. Heute wollten wir es besser machen und gleich an der Kante entlang Richtung Mirador fliegen. Mit was wir nicht gerechnet hatten war die tiefe Basis. Es ist zwar faszinierend zu fliegen und von unten steigen die Wolken hoch, aber bringt die Gefahr mit mal in ner Wolke zu verschwinden. Mir hats jedenfalls gereicht nach so einem Wolkenflug mich hinter der Hangkante wiederzufinden und im Lee landen zu müssen. Und wieder bei der Landewiese angekommen, nachdem ich fast den ganzen Berg nach unten gestiegen bin, weils oben einfach zu stark war zum starten, war ich eigentlich froh, dass wir beschlossen hatten doch auf Sightseeing zu gehen.

 

Die Vulkangegend im Nationalpark Timanfaya ist schon etwas besonderes. Die Hitze der aus der Erde steigenden Luft reicht aus um Fleisch zu grillen und zu kochen. Dies wird auch eindrucksvoll  durch einen künstlichen Geysir unter Beweis gestellt. Aber da zuviel Kultur bekanntlich auch nicht gut ist und das Wetter zwar regnerisch aber vom Wind her fliegbar aussah gings um 16Uhr an den El Cuchillo (von uns Regenbuckel getauft) an dem man bis zum einsetzenden Regen recht gut fliegen konnte.

Einen Tag später, am Dienstag, war zwar wirklich tolles Wetter, aber, obwohl wir schon um 9Uhr am Startlatz standen, einfach zu windig um Fliegen. Also war wieder Kultur angesagt. Cäsar Manrique heißt der Künstler, der für Lanzerote vieles getan hat. Er hat es verstanden aus einer eigentlich öden Lavalandschaft einige Perlen hervorzuzaubern. Mich hat sein Haus und seine Kunstwerke irgendwie an Hundertwasser erinnert. Danach wollte Karl mit origial Schumi- Gokarts fahren. Allerdings warens dann doch keine. Trotzdem konnte er das Rennen klar für sich entscheiden- Klaus war ihm allerdings dicht auf den Fersen...

Danach gings zum Startplatz am Staudamm; Originalton Karl: der isch Klasse! Für uns war dort leider der Wind u stark, obwohl der orginelle Windsack schon lockte. Das Wetter wurde wieder mal schlechter und wir hatten schon die Hoffnung verloren überhaupt fliegen zu können, bis wir auf die Idee kamen am sog. Sandhill in der Nähe von Soo mal vorbeizuschauen. Ab 17Uhr konnten wir dort noch bis in die Dämmerung  hinein sogar bis an den Regenbuckel fliegen. Auf der Heimfahrt mußten wir noch einen Schumireifen Boxenstopp aufgrund eines platten Reifens einlegen, so dass wir fast zu spät zum Essen kamen- es gab nur was bis abends um 21Uhr.

 

Mittwoch sollte der schwachwindigste Tag werden- aber zuerst musste der kaputte Reifen getauscht werden. Famara war heute nicht die Wahl- es sollte nach  El Cuchillo gehen um dort die Thermik zu nutzen. Das klappte auch, allerdings stellten sich die Bedingungen als recht ruppig heraus, so dass wir doch lieber zurück nach Famara wollten- der Mirador lockte. Ich machte mich fliegend auf den Weg- und habs auch fast bis nach Famara geschafft. Dort hat mich allerdings der Anruf erreicht, dass ein Fliegerkollege ziemlich unsanft gelandet ist und wir ihn sicherheitshalber ins Krankenhaus bringen sollten. Dort haben sie ihn auch sicherheitshalber zwei Nächte zur Beobachtung behalten. Ums gleich vorweg zu nehmen: er hatte  sich „nur“ um eine Wirbelstauchung geholt und konnte Gott sei Dank wieder mit uns nach Hause fliegen.

 

Donnerstag und Freitag konnte zwar noch geflogen werden, allerdings bei wirklich starkem Wind an sehr windgeschützen niedern Hängen. Es standen also Baden und relaxen im Vordergrund. Gemein ist allerdings dabei, dass man die Sonne wegen des Windes erst abends auf der Nase oder dem Rücken spürt.

 

Resümee:

Lanzarote wurde seinem Ruf als Starkwindinsel gerecht. Man sollte dort eine perfekte Schirmbeherrschung und viele Stunden auf der Groundhandlingwiese verbracht haben. Trotzdem gibt es dort sicherlich Tage, an denen man ganz super und ganz safe fliegen kann. Man kann dort auch richtige Strecken machen und Inselhüpfen ist tatsächlich drin. Wir konnten an 6 von 8Tagen fliegen, die Ausbeute war also besser als schon bei anderen Fliegerausflügen...

Rein optisch hat mich die Insel sehr positiv überrascht; es gibt zwar wirklich (fast) keine Bäume, trotzdem war überall alles grün- zumindest oberflächlich. Die Strände sind Postkarten geeignet und für Radfahrer scheint sie ideal zu sein.

 

Aber:

mich hat die Insel drei Leinen gekostet, zwei Gleitschirme hatten Risse im Segeltuch, ein Flieger hat eine thermische Ablösung erwischt. Man kann nicht den ganzen Tag fliegen, sondern das Zeitfenster innerhalb dem man fliegen kann muss genau eingeschätzt werden und ist recht begrenzt.

Für Drachen ist die Insel sicherlich besser geeignet als für Gleitschirme. Falls ich nochmals hingehen sollte, dann entweder mit einem Drachen oder mit einem älteren Schirm mit Ersatzleinen und Tuchreparaturset. Also eher als Urlauber auf einer Insel mit Flugmöglichkeit (wenns passt).

Für einen Gleitschirmflieger-Clubausflug finde ich die Insel absolut ungeeignet.

 

 


 

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