...unnuf!

08.07.2011 - Freitag Nachmittag, 14 Uhr Flugplatz Hockenheim.

Unsere Winde ist aufgebaut, Piloten holen ihre Packsäcke, kontrollieren ihre Schirme

und Gurtzeuge. Doch keiner macht sich fertig. Denn da sind noch mehr Leute auf dem Fluggelände.

 

Genau sind es vierzehn Jugendliche, die uns gespannt beobachten. Sie leben in der Einrichtung Schloss Stutensee und sind hier mit vier ihrer Betreuer. Sie sind alle ein bisschen verunsichert, wissen nicht so recht, was sie von all dem halten sollen und vor allem wissen sie nicht, was sie erwartet.

Heilpädagogisches Fliegen.

 

Heilen ? Pädagogik ? Fliegen ? Manch einer hat sich bestimmt gefragt, was das denn sein soll, und was wir dazu beitragen können.

Im Schloss Stutensee leben Jugendliche, die aus schwerwiegenden Gründen nicht in ihren Familien sein können. Neben der Schaffung von persönlicher und sozialer Sicherheit, Beziehungsarbeit, Förderung und Entdeckung der eigenen inneren Stärke und Eigenverantwortlichkeit, Wertevermittlung und schulischem und beruflichem Fortkommen ist auch Freizeitpädagogik mit Musik, Sport und Spiel Teil des Programms. Die Jugendlichen können hier sportlich tätig werden, Hobbys nachgehen und dadurch ihre Grenzen aber auch alle vorhandenen Möglichkeiten kennen lernen. Und hier kommen wir ins Spiel.

 

Zunächst teilten wir die Kids in Dreier,- und Vierergruppen. Jede Gruppe hatte einen Piloten aus unseren Reihen, der sie in die Grundlagen einweihte. Standen sie zunächst noch mit verschränkten Armen herum, sah man doch nach kurzer Zeit, dass das Schirmauslegen bei den meisten keiner erneuten Aufforderungen mehr bedurfte.

Schirmerklärung,  Erklärung der Leinenebenen, Beobachten des Windsacks, Funktion und Anlegen des Gurtzeugs, erste Vorführungen durch die Piloten, das war alles noch wie in der Schule. Dann aber begannen die ersten Selbstversuche, die Erkenntnis, wie viel Energie in einer Windböe stecken kann, und vor allem wie die eigenen körperlichen Kräfte überschätzt aber auch manchmal unterschätzt wurden. Es war dann doch nicht so leicht, wie es vom Zugucken aussah und jetzt prasselten die Fragen, oft alle auf einmal, auf uns herab. Der meistgesagte Satzanfang an diesem Nachmittag war : „ Und was ist, wenn……“

 

 

Manche, die glaubten, sie könnten die Sache mit reiner Kraftanstrengung begegnen, kassierten  Striemen von den Leinen an den Oberarmen. Einer der Jungen hatte das Pech und zog sich eine Leine quer über die Nasenwurzel. Das waren aber auch die einzigen Blessuren, die zu verzeichnen waren.

Angst vor der eigenen Courage war auch oft zu beobachten, doch nach ein paar Groundhandlingversuchen zusammen mit unseren geduldigen Päd-Piloten

( pädagogische Piloten, ja ihr seid befördert ! ) , die immer wieder aufmunternd eingriffen, spürte man lebhaftes Interesse, bei einigen sogar so etwas wie Ehrgeiz und echte Begeisterung.

 

Der Satz „ Mann, das war geil “ war des öfteren an den Auen des Fluggeländes zu hören.

 

Nach ca. zwei Stunden war die Luft etwas raus. Erschöpfung und Durst machten sich breit. So anstrengend hatte man sich das wohl doch nicht vorgestellt. Obwohl, es gab auch eine fleißige Gruppe, die einfach nicht genug bekommen konnte.

Gell, Fabi? Ich glaube, er war der Einzige, dem diese Pause nicht gegönnt war.

 

Jetzt war es an der Zeit mit dem zweiten Teil des Nachmittags zu beginnen. Jeder durfte einmal Tandem fliegen. Hier hatte Franz alle Hände voll zu tun, war er doch

der einzig anwesende Tandempilot. Die Aufregung bei den Kids war groß, die Fragen gingen wieder wild durcheinander, man sah Angst und verzweifelte Hoffnung, alles möge gut gehen. Aber nach jedem Start wurde die Stimmung gelöster, und die ruhige Art unseres Päd-Tandemfliegers ( Beförderung s.o.) tat seine Wirkung: einige wollten gleich noch mal.

 

Danach ging es ans Einpacken und Aufräumen. Ein leckeres Eis versüßte uns diese Tätigkeit. Doch damit war der Tag noch nicht zu Ende. Die Betreuer der Jungs hatten hinter der Flugzeughalle den Grill angeschmissen und uns alle zusammen eingeladen zu Würstchen und Steaks mit Nudel,- und Kartoffelsalat. Das war ein schöner gemeinsamer Abschluss und eine gute Gelegenheit noch Restfragen der Kids zu beantworten. Zum Schluss überreichten uns die Jungs noch eine Karte mit allen Unterschriften drauf. Sie bedankten sich alle für einen tollen Nachmittag und die, die Tandem geflogen waren, sagten, dass wäre das Coolste gewesen, was sie je erlebt hätten.

 

Und der süße Franz bekam noch süßere Schokolade sozusagen als MERCI.

 

 

Ich finde es toll, dass so viele unserer Leute ihren Freitag Nachmittag geopfert haben, um diese Sache zu realisieren:


Karl und Andi, die für Winde und Quad gesorgt haben

Quax, ähh Torsten, der trotz Verunfallung Herr der Winde war ( das Fahrzeug natürlich )

Rüdi, Thomas, Fabian, Franz, Klaus, Georg, Andi, Werner und Bodo für die Betreuung der Gruppen

Franz als erster und einziger Tandemflieger

Damian fürs Quad fahren

und meine Wenigkeit als Startleiterin und rasende Reporterin 

 

 

 

 

 

 

 

Durch die Nutzung unserer Website stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu, näheres zum Thema Datenschutz finden sie unter weitere Informationen